Nachdem der unermüdliche Kreativkopf gestern ein (schwer vorstellbares) halbes Jahrhundert alt wurde und zum Glück noch keinerlei Anzeichen von Ideenmangel zeigt, möchte ich dies zum Anlass nehmen, ein in Fankreisen nur wenig bekanntes Buch vorzustellen:
"Wir sind Niedersachsen", Joh. Heinr. Meyer Verlag 2002
Hätte es nicht jemand bei Ebay unter Wischmeyer inseriert, wäre ich nie darauf gekommen, dass "unser Dietmar" den Text verfaßt hat. Auf dem Umschlag findet sich nur der Name Sigmar Gabriel, von dem das (wenig inspiriert klingende) Vorwort stammt und der unmißverständlich klarstellt, dass er nicht der Autor ist.
Vorgestellt werden 34 Menschen, die stellvertretend für dieses Bundesland stehen, wobei man eine reine Aneinanderreihung von Prominenten vermieden hat, ohne jedoch ein paar landesweit bekannte Gesichter wie Dieter Bohlen (der ganz gut wegkommt
) oder Katja Riemann auszusparen.
Vom Nobelpreisträger über den Musiker, den vorbildlichen Unternehmer, Künstler oder Mäzen, die Profifußballerin bis zum politisch aktiven Elfjährigen ist jede Menge Raum für Engagement, Idealismus, Schicksale und die Liebe zu einem Bundesland, dass Heimat ist oder wurde. Der einzige weibliche "Gelbe Engel", der saterfriesisch sprechende Amerikaner oder der mit Liebe Hanomag-Schlepper restaurierende Mechaniker kommen zu Wort, neudeutsch formuliert "menschelt" es ordentlich zwischen den Seiten. Zum Glück gleitet der Text nicht ins allzu patriotische oder sentimentale ab, gleichwohl spürt man, dass sich Autor und Interviewpartner wohl fühlen im "schönsten Bundesland der Welt" (ffn-Originalton).
Hier und da blitzt Dietmars Humor im ansonsten eher klassisch formulierten Text durch, etwa, wenn er beim Bericht über eine Laborantin eines weltweit führenden Geschmacksstoff-Konzerns fallen lässt, dass Männer eh nur zwei Geruchsrichtungen voneinander unterscheiden können: Gegrillt und gezapft. Außerdem nimmt er sich des Niedesachsenliedes an und kommentiert es auf originelle Weise.
Für mich als Nicht-Niedersachse war es eine kurzweilige Lektüre, die mir ein Bundesland näher gebracht und noch sympathischer gemacht hat. Wenn man eine Kritik anbringen darf, dann höchstens diejenige, dass bei dem recht modernen Layout (inklusive der gelungenen Fotos aus der bewährten Linse von Frank Ossenbrink) der eigentliche Text oft sehr kurz ist, was allerdings denjenigen Lesern, die sich nicht monatelang mit einem Buch beschäftigen wollen, entgegenkommen dürfte.
Falls jemand auf den Geschmack gekommen sein sollte: Das Werk ist problemlos zu bekommen und schlägt mit 10,- EUR zu Buche. Diese kann man sicherlich schlechter anlegen, vielleicht einfach mal auf 3 Bier verzichten oder idealerweise sich sowohl die volle Dröhnung als auch einen Löffel Kultur gönnen!